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Steckbriefe aus Preußen 1820-1850Register zu 1.371 Fahndungseinträgen teils mit PersonenbeschreibungenSteckbriefe von der Mitte des 19.Jahrhunderts nach auffälligen Personen, Fahnenflüchtigen, Gewerbsunzüchtigen, Dieben, Mördern oder Personen, die sich der Heerespflicht entzogen und damit in das Fahndungsraster der Ermittlungsbehörden gerieten, sind noch in einer sehr großen Zahl überliefert. Ihr Vorteil gegenüber früher im 18.Jahrhundert publizierten Steckbriefen ist die relative Ausführlichkeit und Einheitlichkeit der Einträge, die in aller Regel von den ermittelnden Gerichten herausgegeben und erstellt wurden. Vielfach ersetzen sie zudem die fehlende und zerstörte Aktenüberlieferung, denn bereits in der Mitte des 19.Jahrhunderts wurden die Kriminal und Polizeiakten oftmals nach Gebrauch weggeworfen oder verkauft. So findet sich in einem preußischen Regierungs- und Polizeiblatt folgendes Inserat aus dem Jahre 1850:
Gesucht wurden in den Steckbriefen nicht nur Straftäter, erfaßt wurden von uns ebenso zahlreiche gerichtliche oder anderweitig behördliche Proklamationen wegen der Eröffnung eines Konkurses nach einer Geschäftsscheiterung, Ehescheidungsklagen, Verschollenheits- und Todeserklärungen, Meldungen über unerlaubte Auswanderung et cetera. Unter den Gesuchten befanden sich auch gelegentlich preußische
"Prominente", so unter anderem der Strafgefangene Johann Gottfried Kinkel
(1815-1882), Theologe und Philosoph. Er lehrte in Bonn ab 1846 als außerordentlicher
Professor für Kunst- und Literaturgeschichte an der Universität.
1848 betätigte er sich als Redakteur der Bonner Zeitung und wurde
Abgeordneter der preußischen Kammervertretung. Als Protagonist einer
demokratischen Entwicklung Deutschlands wurde er bald zum Staatsfeind,
nahm 1849 am badisch-pfälzischen Aufstand teil. Nach seiner Verhaftung
in Preußen wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Sein Freund
Carl Schurz befreite ihn schließlich am 7.November 1850 aus dem Spandauer
Gefängnis; beide flohen nach London, wo Kinkel zumr Pionier der britischen
Kunstgeschichtsschreibung werden sollte. Am 15.November 1850 wurde erfolglos
ein gedruckter Steckbrief mit genauem Signalement ("Personsbeschreibung")
nach dem 35jährigen "ehemaligen Professor, welcher wegen Kriegsverraths
in Verhaft gewesen," erlassen. Jedoch geschah dies vergeblich, denn erst
1866 kehrte Kinkel auf den Kontinent zurück und lehrte fortan in Zürich,
wo er schließlich auch als kunstgeschichtlicher Professor verblich.
Abbildung links: Hier eine Beispielseite des Originalwerkes mit einem Steckbriefgesuch der Straf- und Besserungsanstalt Brandenburg an der Havel aus dem Februarmonat des Jahre 1829 nach einem entsprungenen Strafgefangenen (Bildquelle: eigene Aufnahme Dr. Claus Heinrich Bill). Im folgenden Register der Steckbriefe aus der oben erwähnten Zeit und dem genannten Raum werden Nachnamen (A-L und M-Z), die ersten beiden genannten Vornamen (sofern angeführt) sowie in aller Regel der Geburtsort, der nicht identisch mit dem Aufenthaltsort zur Zeit der Fahnung sein muß, genannt. Gemeinsam ist allen hier genannten Personen außerdem, daß sie im Zeitraum 1820 bis 1850 gesucht worden sind, was als Identifizierungshilfe beim Anschluß an eigene Forschungen möglicherweise ein wertvoller Hinweis zur Arbeit mit dem hier vorliegenden Register sein kann. Auf Wunsch senden wir Ihnen gern die genaue Bezeichnung des Fundortes zu und den Standort, damit Sie sich gegebenenfalls Reproduktionen der Quellen bestellen können. Einen Beispieleintrag finden Sie gern oben im Originalphoto. |
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© Dr. Claus Heinrich Bill, M.A., M.A., B.A. – Das Deutsche Steckbrief-Register ist ein wissenschaftliches Bestandserschließungsprojekt versteckter deutscher Archiv- und Bibliotheksbestände unter Federführung des Instituts Deutsche Adelsforschung zum Zwecke der devianten Familienforschung und Ahnenforschung im Bereich historischer sozialer Randgruppen. |