Institut Deutsche Adelsforschung
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Nürnberger Totenschilde als visible Adelsartefakte, Aktanten und Instrumente der Memoria im Spätmittelalter

Zwei neue Bände des Germanischen Nationalmuseums erschienen
 
Im Jahre 1925 berichtet eine christliche Kunstzeitschrift über einen gestickten Totenschild in Österreich, der nach Patchworktechnik aus mehreren Materialien – Holz und Stoff – zusammengesetzt worden war: „Wohl ein Unikum seiner Art, aus dem Jahre 1596, hängt in der Schloßkapelle zu Eschelberg bei Kottenegg, Pfarre St. Gotthard, O.[ber]-Oe[sterreich]. Auf eine Holztafel ist die schon etwas verblichene gefärbte Stickerei genagelt […]. Das Wappen, aus einzelnen Stücken zusammengesetzt, ist auf einen zart gemusterten Grund aufgenäht, zum Teil ziemlich erhoben gearbeitet. Die Blätterkränze der Einfassung kehren ähnlich wieder auf kleinen datierten Wappenstickereien vom Anfang des XVII. Jahrhunderts im Landesmuseum in Linz. Die Schrift ist mit schwarzer Farbe sorgfältig aufgemalt. Darnach ist der Totenschild dem Herrn Karl Karl von Gera geweiht, von dem weder das oberösterreichische Wappenbuch von Siebmacher noch der Schauplatz Wißgrills (Wien 1797), III. Bd., S. 273, Wesentliches zu berichten wissen. Das seltene, liebevoll gearbeitete Stück heimischer Stickkunst verdient die Beachtung jedes Besuchers des auch sonst sehenswerten Schlosses Eschelberg. In der Kapelle hängt noch ein zweiter, aber hölzerner Totenschild, der sich dem üblichen geschnitzten Typus um 1600 ohne Besonderheit anschließt.“ [1]

Der kleine Beitrag musealisiert einen Totenschild, der zugleich erinnerndes, distinktives und sepulkralkulturelles Zeugnis ist. Viele von diesen Schilden hängen auch heute noch in diversen Kirchen des europäischen Kontinents, vor allem in den ehemals süddeutschen Reichsstädten und in Österreich, aber auch auf Gotland oder im Baltikum, etliche sind außerdem in Museen gelandet, ihrem ursprünglichen „natürlichen Habitat“ dadurch zwar entfremdet, aber dafür oft fachkundig restauriert und bewahrt.

Museen haben indes, von außen besehen, als moderne Kulturinstitutionen eine eigentümliche Art der Vermittlung von Geschichte, pflegen eine originelle Art von „public history“, vorwiegend anhand von Dingen und der Sachkultur. Zumeist verwahren sie in ihren Depots viele materielle Exponate und Artefakte, die sie in Dauer- und Sonderausstellungen im wahrsten Sinne des Wortes „herausstellen“, um sie einer interessierten Öffentlichkeit zu re/präsentieren. [1a] Dabei orientieren sie sich an dem sensationalistischen Novitätsprinzip, das ältere Exponate, die vielleicht lange Zeit nicht mehr gezeigt wurden, mit Historie versammelt und unter einer neuen Perspektive darstellt. Denn das schon lange Bekannte zieht keine Besuchendenmassen an, die aber zumeist für die Finanzierung von Museen notwendig sind.

Schon längere Zeit herausgelöst aus alten Netzwerken und Zusammenhängen waren jene Exponate – auch Totenschilde – vereinzelt und als materielle Überlieferung katalogisiert worden. Museumsbetreibende hatten demnach die Aufgabe, diese Vereinzelung in neue Netzwerke einzupflegen, einen neuen Blickwinkel zu erschaffen und die Dinge in eine neue Rahmung eintreten zu lassen, die wesentlich durch das Viereck zwischen Museumsleuten, Exponaten, Ort und Besuchenden eingewoben ist. Allerdings gehören zum Museumsbetrieb traditionell auch noch weitere Aktanten wie die Presse, Bücher, Aufsätze, Filme, Videos und die die Ausstellung begleitenden und dokumentierenden Kataloge mit den das jeweilige Thema erschließenden oder erweiternden Beschreibungen und Aufsätzen. Diese im 19. Jahrhundert in großbürgerlichen Kreisen entstandene spezielle Form der Verwahrung und Re/Präsentation überkommener Materialität [2] stellt indes nicht zuletzt für die Lebenden der jeweiligen Generationen einen kulturell wichtigen Aneignungs- und Vermittlungsaspekt dar, der – mehr oder minder wesentlich – zur Identität einer Kultur oder zur Auseinandersetzung mit ihr beitragen kann. Ausstellungen können begeistern, neue Einsichten erzeugen, sollten abstoßend oder erziehend wirken. [3]

Solche Grundzüge des Museumswesens treffen auch zu auf das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, eine einmalige museale Einrichtung, begründet unter anderem von Adeligen und Großbürgern zur Mitte des 19. Jahrhunderts, die heute, als Einrichtung, die als Zentralmuseum deutscher Geschichte weit über die Grenzen Bayerns hinaus strahlt, vom Staat getragen wird. Unter den vielen tausenden von Objekten, die hier seit 1853 ausgestellt wurden und werden, [4] zählen auch die Totenschilde, eine Objektgattung, die in Nürnberg mit einer umfangreichen Sammlung von rund 150 Stück vorhanden ist. Allein der Brauch, daß Museen einander Exponate leihen, um sie in ein eigenes Narrativ einer Dauer- oder Sonderausstellung einzubetten, textlich zu begleiten und zu rahmen, war auch bei der Erforschung der Nürnberger Totenschilde ausschlaggebend für eine nähere Beschäftigung für diese schildförmigen Denkmale zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Ein Totenschild, 2006 aus Nürnberg verliehen, wurde näher untersucht und es wurden bisher wenig bekannte Zusammenhänge in der Materialzusammensetzung entdeckt. Dies war der Anlaß für weitere Forschungen im Nationalmuseum und schließlich Auftakt zu einer umfangreichen Erschließung der eigenen Hausbestände, gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft. Diese Erschließung mündete in die Publikation zweier voluminöser Bände, die hier vorgestellt werden sollen. [5]

Totenschilde gelten demnach als „schildförmige, kreisrunde, viereckige oder andere polygonale Tafeln, die das Wappen sowie eine Inschrift mit dem Namen, dem Todesdatum des [männlichen] Memorierten und einer formalisierten, ihm geltenden Bittformel tragen“ (Band 1, Seite 15)“ und entstanden zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert, bevor sie in der Barockzeit zu aufwendigeren Epitaphien – mit oft militärisch geprägtem Rahmendekor und Draperieformierungen – mutierten. [6]

Für beide Bände gilt indes, daß die Forschungen, durchgeführt 2014 bis 2018, nun gekrönt durch die Publikation, keine Wünsche offenlassen, was die Dokumentation anlangt. In der fast tausend Seiten umfassenden Untersuchung werden im ersten Band Aufsätze präsentiert, die die folgenden Fragestellungen bedienen: Wer gab wofür die Schilde in Auftrag, lassen sich deren künstlerische Erzeuger namhaft machen, was kosteten die Schilde, wie wurden sie für welchen Perosnenkreis wo installiert, wie wurden sie gepflegt, spielten sie nur im Gedächtnisbewirtschaftung oder auch schon beim Begräbnisritualen eine Rolle? (Band 1, Seite 14). Obzwar also die vorliegenden Fragen auch schon das Gebiet der Sozialhistorie streifen, kann man die beiden Bände doch zunächst als ein Grundlagenwerk beschreibender Art verstehen, daher heißt es auch, dem Wandel vom Schild zum Epitaph in seinen religiösen wie sozialen Ursachen nachzugehen, wäre ein weiteres Forschungsprojekt (Band 1, Seite 17).

In der Tat lassen sich um Anschluß an die vor allem kunsthistorische Deskription und die Entstehungs- und Produktionszusammenhänge künftig auch Gebrauchskontexte erforschen. So wäre es ein Ansatz, nach den Praktiken-Arrangement-Geflechten zu fragen [7] oder die Schilde als handlungsbeeinflussende und-präformierende materielle Aktanten und nicht nur also handlungsohnmächtige Objekte, mit denen nur gehandelt wurde, zu betrachten. [8] Schließlich gab es Fälle, in denen „erfundene“ Vorfahren mit einem Totenschild geehrt wurden (Band 1, Seite 16), [9] um die Distinktionswirkung quantitativ präsentierter Reihen von Schilden (Band 1, Seite 14) und das Alter einer gedachten Gruppenbildung aus aufeinanderfolgenden Generationen einer Familie in den Augen potentieller Rezipierender einer Vergrößerung und (Vergangenheits-) Anreicherung zu empfehlen. [10]

Dennoch ist nicht zu verkennen, daß bereits die beiden vorgelegten Bände vielfache Bezüge zum sozialen Gebrauch der Schilde beinhalten, mithin über eine rein beobachtende Rezeption hinausgehen. Denn sie erörtern beispielsweise ausführlich das Phänomen von Doppel- und Tripleschilden für dieselben Personen, als Vermehrung des Gedächtnisses an verschiedenen Orten, beispielsweise am Familiengedächtnis- ebenso wie am Begräbnisort eines Familienmitglieds (Band 1, Seite 298-303). Aber auch die Tradition der spätmittelalterlichen handschriftlichen und oft gezeichneten wie geschriebenen und kolorierten Familienbücher wird aufgegriffen und anhand vieler Beispiele erörtert (Band 1, Seite 200-203). [11]

Erstklassige Fotos in vielen Perspektiven, in ungezählten Detailbildern, auch Aufnahmen der Schildrückseiten ebenso wie Ultraviolett-Fluoreszensaufnahmen ermöglichen durch die beiden Bände eine Sicht, die bei der Betrachtung allein der Hängung, die zudem aus viel größerem Abstand (im Museum selbst) erfolgen würde, nicht möglich ist. Gefragt wird inhaltlich außerdem in den Aufsätzen nach der Definition, der Begriffsklärung, dem Materialienmix, den Preisen, den Restaurierungsmaßnahmen, der formalen Entwicklung der Totenschilde, ihrer sozialen Erinnerungsfunktion sowie nach dem Werdegang eines Schildes vom Auftrag bis zur Aufhängung. Der zweite Band dann ist der kunsthistorischen Deskription gewidmet. Jeder einzelne Totenschild wird dabei auf je mehreren Seiten nach den Parametern des Wappens, möglicher Inschriften, Personaldaten, Beschreibungen, Werktechnik, Fassungen, Zustand, Objektgeschichte, Provenienz, der kunstwissenschaftlichen Einordnung, Quellen und Literatur erörtert.  Die umfangreiche Bibliographie zum Thema (Band 2, Seite 867-900) kann zwar durch einzelne Titel noch ergänzt werden, die dort nicht berücksichtigt worden sind, [12] insgesamt aber legen die Bände eine derartige Fülle von Erkenntnissen vor, daß dies nicht weiter ins Gewicht fällt – und dem Wert der Analysen keinen Abbruch bereitet.

Jeder Schild wird in Band 2 außerdem mit mehreren Bildern gezeigt, auch mit Detailnahaufnahmen und vielfach auch Röntgenbildern, die den Blick auf bestimmte sonst invisible Konstruktionen freilegen. Zweifelsfrei ist mit den beiden zudem vom Museum ästhetisch annehmlich gestalteten Großbänden aus der mehrjährigen Forschungsphase ein enormes Fundierungswissen veröffentlicht worden, dass lange Zeit ein Standardwerk bleiben wird. Es ist sehr zu begrüßen, daß diese Artefakte einmal eine solche breite und fachwissenschaftliche Erörterung gefunden haben. Bei den vielen Bestandsgruppen des Germanischen Nationalmuseums ist es umso begrüßenswerter, daß hier ein Bestand von nur rund 150 Objekten so profund ausgeleuchtet worden ist. Den vielen Fachwissenschaftler*innen und Fotograf*innen ist mit dem immerhin 8,5 cm hohen Doppelband, der zudem auf schwerem Druckpapier gefertigt wurde, ein weit über die Nürnberger Stadtgrenzen hinaus für die Adels- und Patriziatsforschung bedeutsames Werk gelungen. Möge es mit dazu beitragen, die Forschung weiter anzuregen, den Totenschilden die verdiente Aufmerksamkeit auch der Literatur-, Kommunikations-, Medien-, Religions- und Sozialhistoriker zu verschaffen. Dann wird vielleicht eines Tages auch die spezielle Materialmischung aus Holz und Stickereien im Patchworkstil, wie sie hier eingangs mit dem Eschelberger Exemplar genannt worden ist, noch hinreichend erforscht werden können.

Diese Besprechung stammt von Dr. phil. Claus Heinrich Bill, M.A., M.A., B.A., und erscheint zugleich in der Zeitschrift für deutsche Adelsforschung in gedruckter Form.

Annotationen:
  • [1] = Nomen Nescio (G.): Ein gestickter Totenschild, in: Christliche Kunstblätter, Jahrgang 66, kombinierte Ausgabe Nr. 7/8/9 vom Juli / August / September 1925, Linz: Huemers Witwe & Danner 1925, herausgegeben vom Christlichen Kunstverein in Linz, Seite 83-84.
  • [1a] = Eben dieser Repräsentationsaspekt erschien den Ausstellungsmachenden am wichtigsten (Seite 17). Damit exekutieren sie im Großen und Ganzen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, performativ weitestgehend die Adelsselbstsicht und führen daher auf der Ausstellungsbühne objektsprachlich und auf der Katalogbühne schrift- und bildaktlich in weiten Teilen eine gruppenzentrierte Sicht aus, anstatt sich auf den bestimmenden sozialen Aspekt „des Adels“ zu konzentrieren. Sie behandeln „den Adel“ daher so, wie er noch von Georg Simmel (Soziologie, München 2. Auflage 1922) gesehen wurde; dieser konstatierte beim Adel eine „Gleichheit der wesentlichen Züge unter unendlicher Verschiedenheit dieser Gruppen“ (Seite 547), er sei zudem „wie eine Insel in der Welt“ (Seite 550), besäße eine „dauernde Wertsubstanz“ (Seite 549) und diese Lebensform gäbe „dem Adel sicher einen großen Teil der ästhetischen Attraktion, die er zu jeder Zeit ausgeübt hat“ (Seite 550).
  • [2] = Dazu siehe den Einführungsband des ehemaligen Kieler Geschichtsdidaktikers Olaf Hartung: Kleine deutsche Museumsgeschichte von der Aufklärung bis zum frühen 20. Jahrhundert, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2010, 160 Seiten.
  • [3] = Zu denken ist nur an konträre Ausstellungen. Siehe dazu a) Meike Hoffmann / Dieter Scholz (Hg.): Unbewältigt? Ästhetische Moderne und Nationalsozialismus. Kunst, Kunsthandel, Ausstellungspraxis, Berlin: Verbrecherverlag 2020, 367 Seiten, b) Lucy Wasensteiner: The Twentieth Century German Art exhibition. Answering „degenerate art“ in 1930s London, New York / London: Routledge 2019, IX und 234 Seiten, c) Hannes Heer: Die Wehrmachtsausstellung. Verdecken, Aufbruch, Abbruch, Umdeuten, in: Regine Falkenberg / Thomas Jander (Hg.): Assessment of significance. Deuten, Bedeuten, Umdeuten, Berlin: Deutsches Historisches Museum 2018, Seite 69-74, d) Franziska Weidle: Das Plastinat als Ausstellungsobjekt zwischen Echtheit und Verfremdung. Gunther von Hagens „Körperwelten“ im Spannungsfeld von abendländlicher Sterbe- und Trauerkultur und dem musealen Diskurs zwischen Ästhetik und Didaktik, Göttingen: Universität 2011, 60 Seiten, e) Oswalt von Nostitz: Kritisches zur Berliner Preußenausstellung 1981, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, Band 34, Leiden: Brill 1982, Heft Nr. 4, Seite 364-369.
  • [4] = Das ursprünglich im Zuge der deutschen Einigungsbestrebungen entstandene (nationale und daher überregionale) Museum ist heute ein „General“-Museum, das unterschiedlichste Sammlungsschwerpunkte besitzt und diese in Ausstellungen zeigt; dazu gehören Spielzeuge, Gemälde, Waffen, Stubeninterieurs aus deutschen Landen, Münzen, Musikinstrumente, Druckgraphiken, Folterinstrumente oder urgeschichtliche Artefakte, um nur eine kleine Auswahl zu benennen.
  • [5] = Frank Matthias Kammel / Katja Putzer / Anna Pawlik / Elisabeth Taube (Hg.): Die Nürnberger Totenschilde des Spätmittelalters im Germanischen Nationalmuseum. Jenseitsvorsorge und ständische Repräsentation städtischer Eliten, Band 1 (Aufsätze), Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum 2020, Seite 1-343; Band 2 (Katalog), Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum 2020, Seite 352-938, mit 918 (sic!) zumeist farbigen Abbildungen und zwei (leider lose beigelegten und daher beim Gebrauch des Buches stets leicht herausfallenden) Grundriß-Beilagen Nürnberger Kirchen mit den Standortangaben zu den Totenschilden, beide Bände im Festeinband mit je graviertem rotglänzendem Titel, Maße: 27,5 x 22,5 cm, erwerbbar über den Buchhandel unter der ISBN 978-3-946217-20-6 zum Preis von zusammen 98 Euro.
  • [6] = Dazu siehe beispielhaft Karin Tebbe: Zur Bildrhetorik von Epitaphien aus der Zeit um 1600, in: Rudolf Lenz: Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften, Band 4, Stuttgart: Steiner 2004, Seite 217-235.
  • [7] = Theodore Schatzki: Materialität und soziales Leben, in: Herbert Kalthoff / Torsten Cress / Tobias Röhl (Hg.): Materialität. Herausforderungen für die Sozial- und Kulturwissenschaften, Paderborn: Wilhelm Fink 2016, Seite 63-88.
  • [8] = Siehe dazu Bruno Latour: Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie (aus dem Englischen von Gustav Roßler übersetzt), Frankfurt am Main: Suhrkamp 5. Auflage 2019, 488 Seiten. Zum Aktantenbegriff siehe Jan-Hendrik Passoth: Aktanten, Assoziationen, Mediatoren. Wie die ANT das Soziale neu zusammenbaut, in: Gert Albert / Rainer Greshoff / Rainer Schützeichel (Hg.): Dimensionen und Konzeptionen von Sozialität, Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften 2010, Seite 309-316.
  • [9] = Imaginative Genealogien und Vorfahren waren übliche Distiktionshandlungen in der Vormoderne; siehe dazu Olav Heinemann: Das Herkommen des Hauses Sachsen. Genealogisch-historiographische Arbeit der Wettiner im 16. Jahrhundert, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2015, 474 Seiten (Band 51 der Schriftenreihe „Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde“); hier speziell Seite 317-323 („Schlussbetrachtung. Ein Jahrhundert genealogisch-historiographischer Arbeit“).
  • [10] = Zum Konzept und der familienhistorischen Strategie des sogenannten „Enrichissements“ siehe weiterführend Luc Boltanski / Arnaud Esquerre: Bereicherung. Eine Kritik der Ware; aus dem Französischen übersetzt ins Deutsche von Christine Pries, Berlin: Suhrkamp 2018, 729 Seiten (betrifft im Gegensatz zum etwas durch die Übersetzung verunglückten deutschen Titel eigentlich nicht „Bereicherung“, sondern „Anreicherung“).
  • [11] = Zu dieser patrizischen Erinnerungsmethodik siehe exemplarisch Marco Tomaszewski: Familienbücher als Medien städtischer Kommunikation. Untersuchungen zur Basler Geschichtsschreibung im 16. Jahrhundert, Tübingen: Mohr Siebeck 2017, XII und 252 Seiten.
  • [12] = Dazu zählen Friedrich Wilhelm Leitner: Aufschwör-, Amts- und Totenschilde in der Deutschordenskirche zu Friesach in Kärnten, in: Rudolfinum. Jahrbuch des Landesmuseums für Kärnten, 2005, Seite 197-231; Hans-Cord Sarnighausen: Ein Lübecker Totenschild von 1600 in Sankt Johannis Lüneburg, in: Museumsverein für das Fürstentum Lüneburg (Hg.): Lüneburger Blätter, Heft Nr. 31, Lüneburg 2004, Seite 237-255; Christian Falk: Der von Rintorffsche Totenschild. Ein Nachtrag zu „Das Epitaph Wolf Friedrich von Rintorffs in der Kirche zu Rindtorf“, in: Altmark-Blätter, Band 23, Uelzen 2012, kombiniertes Heft Nr. 52/53, Seite 205; Herbert Hofmann: Epitaph und Totenschild der Renaissance- und Barockzeit. Versuch einer Feststellung formaler Typen, mit besonderer Berücksichtigung thüringischer Denkmäler. Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde einer hohen philosophischen Fakultät der Johann-Friedrich-Universität Jena, Jena: Universität 1922, 114 Blatt; Martin Sladeczek: Totenschilde, Spendenstöcke und Reliquien. Zeugnisse der Vorreformationszeit in der Arnstädter Liebfrauenkirche, in: Aus der Vergangenheit von Arnstadt und Umgebung, Band 23, Arnstadt 2014, Seite 22-34; Michael Werling: Die Totenschilde in der Volberger Kirche. Zeugnisse einer vergangenen Frömmigkeitsform bewahren Geschichte, in: Rheinisch-Bergischer Kalender. Jahrbuch für das Bergische Land, Band 83 (2013), Seite 19-30; Klaus Raschzok: Epitaphien, Totenschilde und Leichenpredigten als Erinnerungszeichen. Bemerkungen zu einer protestantischen Frömmigkeitstradition, in: Markwart Herzog (Hg.): Totengedenken und Trauerkultur, Stuttgart: Kohlhammer 2001, Seite 111-155; Jan de Buhr: Die Inschriften und Wappen der Totenschilde im Ostfriesischen Freilichtmuseum Pewsum, in: Arbeitsgruppe Familienkunde und Heraldik der Ostfriesischen Landschaft (Hg.): Quellen und Forschungen zur ostfriesischen Familien- und Wappenkunde, Aurich: Verlag der Upstalsboom-Gesellschaft für historische Personenforschung und Bevölkerungsgeschichte in Ostfriesland 1973, Seite 129-133; Manfred Strassberger: Jedes Totenschild hat seinen besonderen Reiz und erinnert mit seiner unverwechselbaren Gestaltung an ein menschliches Schicksal, in: Leipziger Volkszeitung (Muldentalzeitung, Leipzig), Ausgabe vom 10. August 2000, Seite 26 [Beschreibung von Totenschilden in sächsischen Museen und Kirchen]; Tunzelmann von Adlerflug: Die Wappenepitaphien oder Totenschilde in den Rigaer Stadtkirchen. Ein Beitrag zur Kunde der Bildhauerei in Riga im 18. Jahrhundert, in: Baltische Monatsschrift (1936), Heft Nr. 7/8, Seite 382-390; Heike Dobrovolny: Totenschilde sind in alle Winde zerstreut, in: Kleine Zeitung vom 22. April 2020, Seite 22 [betrifft vier verkaufte Totenschilde aus der Kirche zu Pernegg]; F. Küch: Die Landgrafendenkmäler in der Elisabeth-Kirche zu Marburg. Ein Beitrag zur hessischen Kunstgeschichte mit 77 Tafeln und 44 Abbildungen, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Neue Folge, Band 26, Marburg an der Lahn 1902, Seite 145-222. Zu Küch siehe fernerhin Beilage zur Allgemeinen Zeitung (München), Ausgabe Nr. 117 vom 26. Mai 1903, Seite 354:„Ein Exkurs über Totenschilde schließt sich der Hauptuntersuchung an. Was Küch hier über deren Alter, Sinn, Herstellungsweise und Material ausführt er stützt sich dabei in erster Linie auf die in der Elisabethkirche zu Marburg aufbewahrten bekannten mittelalterlichen Totenschilde, die Bikell und Warnecke im Jahre 1884 publiziert haben , ist höchst beachtenswert und an­regend für weitere Forschungen auf diesem interessanten Gebiete. Seine Behauptung, daß nicht der ehemalige Kampfschild, sondern eine, nie für den Kampf bestimmt gewesene, Nachbildung des Wappens in Schildform über dem Grabe des Ritters aufgehangen zu werden pflegte, wird gewiß allgemeine Zustimmung finden. Nicht ‚ein Weihestück für die Kirche‘, sondern ‚das Wappen, das die Persönlichkeit des Toten versinnbildlichen, die Erinnerung an ihn wachhalten sollte‘, ist der Totenschild gewesen.“


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